Instant Happiness

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Willkommensschild Camping Lake Siskiyou "Smile You're here"

In den letzten Monaten habe ich eine Reihe von Selbstversuchen zum Thema Glück unternommen. Ich habe Dinge aufgeschrieben, für die ich dankbar bin, ich habe mich im aktiven Zuhören geübt und war freundlich zu Fremden. Angeregt zu diesen Übungen wurde ich durch mein Science-of-Happiness-Studium an der Universität Berkeley und durch die Lektüre diverser Ratgeber wie „The How of Hapiness“ der amerikanischen Glücksforscherin Sonja Lyubomirsky. Alle diese Übungen wirken. Sie bringen mich dazu, mich auf gute Dinge zu fokussieren oder in Kontakt mit anderen Menschen zu treten.
Aber es gibt eine Übung, die so gut funktioniert, dass ich immer wieder staune: Lächeln.
Vor einigen Wochen hat mir eine Bekannte die geführte Meditation „Inner Smile“ von Kevin Farrow empfohlen. Der Australier ist der Erfinder von ACU Energetics, einer Energieheilmethode, die auf traditionelle Heilbehandlungen wie Reiki und Ayurveda zurückgeht. Mit seinem sympathischen Aussie-Akzent führt Farrow durch die 15-minütige Meditation, die aus der Tantrischen Tradition stammt. Die Praxis beruht auf dem Verständnis, dass der Geist zu dem wird, worauf er sich konzentriert. Du bist, was du denkst.
Seit Jahrhunderten wird diese Meditationsübung sowohl in buddhistischen als auch in taoistischen Schulen gelehrt. In der traditionellen Kampkunst wird sie eingesetzt, um Mut und Konzentration der Kämpfer zu schulen. Es gibt unterschiedliche Varianten der Übung. In der tibetischen Fassung werden Bilder und Vorstellungen vorgegeben, die lächeln machen, in der chinesischen, die ich übe, konzentriert man sich auf das Lächeln selbst und auf das Gefühl von Freude, aus dem es entspringt – und das es erzeugt. Und das ist im Wesentlichen auch schon alles, was es über die Übung zu sagen gibt: Man sitzt mit geschlossenen Augen da und lächelt. Momentweise kann es schwerfallen, den Ausdruck des Lächelns beizubehalten; die Mundwinkel beginnen zu verkrampfen. Es kann auch passieren, dass man sich blöd vorkommt. „Don’t try and smile“, leitet Farrow an, „just be happy.“ Als ich das zum ersten Mal ausprobiere, meldet sich meine innere Skeptikerin zu Wort. „Ha“, schnaubt sie, „als wenn das so einfach wäre.“ Dann stelle ich fest: es ist genau so einfach. Ich kann mich auf das Gefühl von Freude konzentrieren und es tatsächlich spüren. Weil ich es kenne, ich weiß ganz genau, wie es sich anfühlt. Wie ein aufregendes Prickeln, ein innerer Jubel darüber, am Leben zu sein. Und dann kommt das Lächeln ganz von selbst, weil sich das so gut anfühlt. Das Lächeln erzeugt ein Gefühl von Glück und das Gefühl von Glück erzeugt das Lächeln. Wie bei einem Perpetumobile.
Wie so oft, stellt sich heraus, dass die alte Weisheit sich mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen deckt. Schon Charles Darwin hat herausgefunden, dass ein aufgesetztes Lächeln mehr oder weniger die gleichen Gefühle erzeugt wie ein echtes Lächeln. Der Gesichtsausdruck des Lächelns führt zur Ausschüttung von Endorphinen und aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn. Lächeln ist angeboren (schon im Mutterleib lächeln Babys) und ansteckend – angesichts eines strahlenden Lächelns ist es nur schwer möglich, einen grimmigen Ausdruck beizubehalten. Außerdem ist Lächeln gesund: es senkt den Blutdruck und reduziert Stresshormone. Kinder wissen das – sie lächeln etwa 400 Mal am Tag, Erwachsene nur noch 20 Mal. Dabei werden lächelnde Menschen nicht nur als freundlicher, sondern auch als kompetenter wahrgenommen, wie Psychologen herausgefunden haben. Lächeln üben lohnt sich also.
Und mit der Zeit verselbständigt es sich. Vorgestern bin ich mitten in der Nacht davon aufgewacht, dass sich meine Mundwinkel ganz von selbst in Richtung Ohren bewegt haben.

Die von Kevin Farrow geführte Meditation gibt es hier: http://www.acuenergetics.com/acuenergetics-shop/cds/enlighten-volume-two-1

Ein interessanter Vortrag zum Mehr Thema Lächeln: https://www.ted.com/talks/ron_gutman

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