Der Stein, der Freude schenkt

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Buddhastatue mit Mala und Ganesha

Malas aus heilenden Steinen – im Workshop von Julia Nusshart

Ist es möglich, dass Steine heilen können? Die Stimmung beeinflussen oder gar Unheil abwenden? Ich weiß es nicht. Wie in vielen Fragen der Esoterik bin ich auch in dieser hin- und hergerissen zwischen meiner kritisch-westlich-naturwissenschaftlichen Stimme, die vieles als Quatsch abtut und meiner Magie-liebenden Gefühlsstimme, die sagt: „Alles ist möglich“. Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich mich zu Steinen hingezogen fühle, sie gerne anschaue, in der Hand halte, um den Hals trage.
Vor ein paar Jahren habe ich in Indien einen ayurvedischen Arzt konsultiert. Er nahm meine Hände, schaute mich an und zählte meine sämtlichen Beschwerden auf, bevor ich noch irgendetwas gesagt hatte. Ohne mich zu kennen, wusste er offenbar auch von all meinen wunden Punkten. Seine diagnostischen, intuitiven, hellseherischen (oder was immer es war) Fähigkeiten haben mich wirklich beeindruckt. Daher glaubte ich ihm, als er mir empfahl, bestimmte Steine zu tragen. Die Kette, die ich mir aus den in Indien gekauften Steinen gebastelt habe, ist inzwischen zu einem Talismann geworden.
In letzter Zeit ist es grüner Achat, der mich besonders anzieht. Vor einiger Zeit habe ich mich in eine kleine Ganesha-Statue aus diesem Material verliebt und beim Mala Making Workshop von Julia Nusshart http://www.julia-nusshart.com entscheide ich entsprechend schnell, dass es die grünen Perlen sind, die ich verarbeiten möchte.
Julia ist Yogalehrerin und betreibt das Schmucklabel Jai Jewellery http://www.jai-jewellery.com . An einem Samstag Vormittag haben sich zehn Frauen um einen großen Tisch versammelt, um von ihr die Kunst des Mala-Knüpfens zu erlernen. Eine Mala ist nicht einfach ein Schmuckstück. Es ist eine Gebetskette aus der buddhistisch-hinduistischen Tradition, vergleichbar dem christlichen Rosenkranz. Und der kleine Puschel aus Baumwollfäden ist auch kein überflüssiger Zierrat, sondern ein Symbol für das Göttliche.
Julia hat verschiedenste Edelsteine auf dem Tisch ausgelegt. Milchig-türkisen Amazonit, leuchtend blauen Lapis, violetten Amethyst, zart-rosa Quarz. „Jeder Stein“, erklärt Julia, „hat eine bestimmte Wirkung“. Das habe sowohl mit seinen chemischen Eigenschaften zu tun, als auch mit seiner physikalischen Schwingung. Da auch unser Körper und unser Geist auf eine bestimmte Weise schwingen, könnten Steine heilend wirken und unsere Anliegen unterstützen. Zunächst erklärt Julia diese Wirkungen allerdings nicht. „Es ist das Beste, nicht mit dem Verstand zu wählen, sondern ganz intuitiv vorzugehen.“ Als wir uns entschieden haben, fangen wir vorsichtig und ein wenig unbeholfen an, die Perlen auf den langen Faden aufzuziehen. Hinter jeder Perle wird ein Knoten gemacht. Den mithilfe einer Pinzette ganz dicht an der Perle hinzukriegen ist das Schwierigste.
108 Perlen hat eine traditionelle Mala, dazu kommt eine 109te, meist etwas größere, die „Guru-Perle.“ Die 108 ist in der buddhistisch-hinduistischen Tradition eine heilige Zahl mit vielen Bedeutungen. Hinduistische Gottheiten haben 108 Namen, Shivas göttlicher Tanz 108 Schritte, 108 Bände die gesammelten Lehren Buddhas, der 108-fache Sonnendurchmesser entspricht dem Abstand von der Erde zur Sonne. Außerdem ist die 108 eine Harschad- oder glückliche Zahl, das heißt eine natürliche Zahl, die durch ihre Quersumme teilbar ist.
Manche Knoten werden perfekt, andere nicht. Das Auffädeln einer Mala ist auch eine Übung in Demut. Ich arbeite so konzentriert, dass ich die Gespräche der anderen kaum noch mitbekomme. Ich verstehe, was Julia meint, wenn sie sagt, dass bereits das Fertigen der Kette in einen meditativen Zustand versetzen kann. Als nach gut zwei Stunden alle Perlen ordentlich aufgezogen sind, lernen wir noch, wie man die kleine Bommel macht und die Kette verschließt. Zum Abschluss weihen wir die fertigen Malas in einer kleinen Meditation ein. Mit geschlossenen Augen lassen wir die Ketten zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchgleiten und wiederholen innerlich ein Mantra oder einen Vorsatz. Ein paar Minuten lang hört man nur das leise Klackern der Perlen.
Als wir fertig sind, teilt Julia kleine Karten aus, auf denen die Wirkung der Steine erklärt wird. Mein Grünachat steht für Freude. Auf der Rückseite der Karte steht der Satz: „Jeder Mensch möchte glücklich sein.“

 

 

 

 

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