Im abgedunkelten Raum baumelt ein Plexiglasrahmen von der Decke. Die Besucher werden aufgefordert durch ihn hindurch die Skulptur auf dem Boden zu betrachten. Errichtet aus Zuckerstücken und auf den ersten Blick wie eine Großstadtskyline anmutend liegt dort der Schriftzug „Step up to it“. Das ist lustig. Richtig toll wird es allerdings, wenn man beim Hindurchschauen lächelt – dann nämlich wird die Skulptur von buntem Licht überflutet. Dass man selbst etwas so Schönes durch lächeln hervorrufen kann, fühlt sich so gut an, dass das Lächeln noch eine ganze Weile anhält.
Der in New York lebende österreichische Designer Stefan Sagmeister ist einer der innovativsten zeitgenössischen Gestalter. Für seine Plattencover (unter anderem für die Rolling Stones) gewann er zwei Grammy Awards, für Werbung und Produktdesign diverse Designpreise.
Und da es ihn, wie jeden wirklich kreativen Menschen, immer danach drängt, Neues zu erforschen, nimmt er gelegentlich Auszeiten von seinem Traumberuf, um sich grundsätzlichen Fragen des Lebens zu beschäftigen.
So beschloss er, den mit 50.000 Dollar dotierten Lucky Strike Designpreis, den er 2009 gewann, in die Erkundung des Glücks zu stecken. Herausgekommen ist ein Film und die Ausstellung Happy Show.
Im Zentrum steht der Versuch Sagmeisters, die Erkenntnisse der Glücksforschung an sich selbst anzuwenden und zu trainieren, ein glücklicherer Mensch zu werden.
Empathie macht glücklich, sagt die Forschung. Aber wie soll man die hinkriegen, wenn man doch nur seine eigene Realität wirklich kennt und zutiefst davon überzeugt ist, recht zu haben? Von diesem Dilemma erzählt die Skulptur im Foyer des Museums: zwei riesige aufgeblasene Affen, die Schilder mit der Aufschrift „Everybody always thinks they are right“ tragen. Wie überwindet man den inneren Schweinhund? (Step up for it) und inwiefern steht der Wunsch gut dazustehen und beliebt zu sein dem Glück im Weg? Was ist mit Lügen? Welche Rolle spielen Drogen und Sex? Obwohl Sagmeister offenbar viel Fachliteratur gelesen – und deren Erkenntnisse in gut gemachte Schaubilder umgesetzt hat – ist das Spannende an der Ausstellung Sagmeisters sehr persönliche – und ehrliche – Auseinandersetzung mit sich selbst.
Und natürlich die Art, wie er sie in Videos, Drucken, Skulpturen und Installationen darstellt. Viel Spaß machen die kleinen handschriftlichen Kommentare an den Wänden, in den Treppenhäusern und auf dem Weg zur Toilette. So eingestimmt, betrachtet man selbst einen Feuerlöscher als mögliche Quelle des Glücks.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 28.3.2016 im Wiener Museum für Angewandte Kunst (MAK), http://www.mak.at
Stefan Sagmeister zum Thema Glück und Design https://www.ted.com/talks/stefan_sagmeister_shares_happy_design?language=de